BMW
BMW - Ein rasantes Leben
Gemeistert hat BMW so manche Turbulenzen - und das nicht nur auf der Straße. Risikobereit und immer solider Qualität verpflichtet, scheute das Münchner Unternehmen nur eins: den Stillstand. Doch nicht immer verliefen Entwicklungen wie geplant und so markieren Brüche und Wenden die Geschichte des traditionellen Autobauers.
Geburtswehen eines Giganten
922 war die BMW AG ein Todgeweihter: Die durch den Frieden von Versailles auferlegten Bedingungen zum Ende des Ersten Weltkrieges waren alles andere als rosig - war doch der Flugzeugbau bis dato BMWs einzige Produktlinie gewesen. Genau diese wurde vertraglich durch die Siegermächte des Ersten Weltkrieges auf fünfJahre hin verboten. Also machte sich der gebürtige Italiener Camillo Castiglioni, Hauptaktionär von BMW, daran , den Grundstein für eine neue Ära der Automobilindustrie zu legen. Im Gepäck führte er bei sich: Namensrechte und Motortechniksparte der Bayerischen Motorwerke AG. Franz Josef Popp, der ehemalige Vorstandsvorsitzende des alten BMWs und zukünftige Generaldirektor, unterstützte ihn nach Kräften. Schon bald brachten beide die stillgelegten Bayerischen Flugzeugwerke AG mit den Technikpatenten unter eine Haube. Die uns heute bekannte BMW AG war entstanden. Damit BMW aufgrund des Verbots für Flugmotoren nun nicht unter die Räder geriet, mussten neue Produktionssparten erschlossen werden. Anfangs noch auf Motorradbau fokussiert, wurden durch die Übernahme der Fahrzeugfabrik Eisennach A.G. 1928 die ersten Schritte im Automobilbau eingeleitet. Nach langem Überlebenskampf schien BMW aus der Krise gerettet.
Zurück auf Null
och weil es selten im Leben so läuft, wie man es sich ausgemalt, warteten noch stürmische Zeiten auf die BMW. Erfolgsgeschichten haben manchmal auch ihre Schattenseiten. Besonders dunkel war die explosionsartige Vermehrung des Firmenkapitals, auch auf dem Rücken vieler Zwangsarbeiter, zu Zeiten des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg. Zu Kriegsende verlor BMW beides: Arbeiter und Produktionsanlagen. Zerstörte Fabriken durch alliierte Bombardements und von den Sowjets übernommene Fabriken für den Autobau in Eisenach warfen BMW in größte Not. Kurios - 1951, erneut das eigene Ende vor Augen, erstritten sie sich gerichtlich die Namensrechte ihrer eigenen Marke: BMW. Siegreich verlagerte man ab sofort die Fertigung vom an die Sowjets verlorenen Standort Eisenach nach München. Luxuriös, exklusiv und elegant geformt, so sollten die Wagen der gehobenen Klasse nun sein. Extravagant waren jedoch auch die Produktionskosten des BMW 502. Mit 4000 DM Verlust pro Automobil nagten diese an der finanziellen Substanz des Autoherstellers und eine schrumpfende Motorradnachfrage trugen ihr Übriges dazu bei.
Das neue Selbstbewusstsein
War es also diesmal endgültig vorbei ? Fast sah es danach aus, denn im Jahre 1959 wurde die Übernahme der krisengeschüttelten Firma zugunsten anderer vorbereitet. Unermüdlich warfen sich die Mitarbeiter und Händler BMWs mit leidenschaftlichen Protesten dagegen. Durch eine rechtliche Finesse gelang es BMW, dem Tod erneut von der Schippe zu springen und seine Selbstständigkeit zu bewahren. Zu diesem Zeitpunkt warf auch der Großinvestor Herbert Quandt seinen Hut in den Ring. Als neuer Haupteigentümer finanzierte er die Entwicklung neuer Mittelklassenmodelle, die durch fahrtechnische Zugkraft, Komfort und ruhigen Lauf zu überzeugen wussten.Für diese Eigenschaften blieb BMW bis in die heutigen Tage bekannt. Kontaktfreudigkeit und Risikobereitschaft gingen durch die aufgewühlte Vergangenheit jedoch nicht verloren. Zwar schlugen noch so manche Investitionen fehl, auch der Versuch abseits der Automobilbranche Fuß zu fassen, doch so wirklich erschüttern konnte BMW nichts mehr. Herangewachsen zu einem wahren Autoriesen ist BMW zusätzlich mit den Marken Mini so wie Rolls-Royce kerngesund aufgestellt und an unterschiedlichsten Standorten in der ganzen Welt vertreten. Auch zukünftige Investitionen mied der "Global Player" nicht: An der Elektroauto- und Hybridtechnologie wird ständig geforscht. Ob deren Einsatz sich als erfolgsträchtiges Ereignis oder grauer Fleck in der Firmengeschichte einreihen wird, kann nur die Zeit beantworten.(US)