Wankelmotor

Berlin, 1936: Reichsminister Hermann Göring wurde ein Bericht vorgelegt, der sich mit einer ausgesprochen laufruhigen Motortechnik befasste, die der gerade 36 Jahre alte Ingenieur Felix Wankel aus Lahr in Baden der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt vorgestellt hatte. Göring veranlasste die großzügige Förderung Wankels, der darauf hin seine Forschungswerkstätte in Lindau am Bodensee gründete. Dort kam es bis in das Kriegsjahr 1941 hinein zur Entwicklung effektiver Drehschiebesteuerungen für die Flugzeugmotoren von Daimler, BMW, Siemens und Junkers. Doch es sollte noch zwei Jahrzehnte dauern, bis auch ein Auto von einem Wankelmotor angetrieben wurde. Im Audi-Vorläufer NSU hatte Wankel einen Kooperationspartner gefunden. Hier wurde der erste, zugegebenermaßen noch problembehaftete Wankelmotor zur Serienreife entwickelt. Der Wankelmotor KKM 250 kam 1960 im NSU Prinz III erstmalig zum Einsatz. Der Motor setzte die Verbrennungsenergie ohne Hubbewegung direkt in Drehbewegung um und benötigte deshalb wenig Platz. Er verfügte dem Hubkolbenmotor gegenüber über das bessere Leistungs-Gewichts-Verhältnis. Dazu lief er leise und vibrationsarm. Doch dieser Wankelmotor war noch nicht der Durchbruch. Denn aus Dichtheitsproblemen sowie Druck- und Wärmeverlusten resultierte ein Siebentel höherer Kraftstoffverbrauch im Vergleich zum Hubkolbenmotor.  

Wankelmotoren bei Mazda und Audi
So kam es zu einer gewissen Entwicklungspause beim Wankelmotor. Trotzdem wurde er seiner Vorzüge wegen nicht vergessen und erlebt derzeit eine kleine Renaissance. Denn der japanische Automobilriese Mazda hält dem Wankelmotor nach wie vor die Treue. Über die Jahrzehnte abgelaufene Lizenzen und beim VW-Konzern liegende Namensrechte sorgten allerdings dafür, dass die Mazdamotoren mit „Kreiskolbenmotor“ bezeichnet werden. Jetzt setzten die Autobauer aus Hiroshima erneut auf den Wankelmotor. Er sollte helfen, die Reichweite des Elektroautos Mazda 2 zu erweitern. Ein E-Werk mit 102 PS Leistung trieb den Kleinwagen bis zu Spitzengeschwindigkeiten von 130 km/h an, wobei die Batterie für 20 km Fahrstrecke ausreichte. Mazda forschte jetzt an Prototypen, in denen wasserstoffbetriebene Wankelmotoren als schnelle Generatoren für die Elektroaggregate funktionieren. Auch bei Audi sollten Wankelmotoren als Range Extender für Elektroautos eingesetzt werden, besiaßen die NSU-Nachfolger doch Königswissen bezüglich des Wankelmotors. Allerdings bestanden hier massive Widerstände in der Wolfsburger Konzernzentrale: VW bevorzugte aus Kompatibilitätsgründen Viertakt-Zweizylinder.  

Comeback in der Flugzeugindustrie
Airbus hat neuerdings eine Vorliebe für den Wankelmotor in seinen batteriebetriebenen Ein-und Zweisitzer-Elektroflugzeugen. So fungiert ein kleiner Wankelmotor beim Hybrid-Motorsegler DA36 E-Star 2 als Stromlieferant. Der Flieger, in Kooperation mit Diamond Aircraft und Siemens entwickelt, verbraucht etwa 25 Prozent weniger Energie als vergleichbare Konkurrenten. So eröffnet sich dem Wankelmotor ein neues Einsatzgebiet.(US)